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Christoph Jestädt is Landwirt, Festwirt und Unternehmer. In diesem Bericht beschreibt er die Entwicklung des elterlichen Betriebes und seinen Weg zum Bio-Unternehmer. Mit Geschick und guten Ideen setzt er sich außerdem für die Erhaltung unserer Kulturlandschaft ein. Nicht zuletzt als Festwirt ist die Vermarktung der Veranstaltung ein wichtiges Thema. Dein Fest ist ein einzigartiges Produkt, Christoph zeigt Dir, wie ihr mit guten Ideen und hoher Qualität Gäste gewinnt und nachhaltigen Erfolg erzielt. 

Vor vier Jahren habe ich als 10.Generation unseren landwirtschaftlichen Betrieb von meinem Vater übernommen. Bei einer Hofübergabe werden jedoch nicht nur Gebäude, Ackerflächen und Maschinen übernommen. Vielmehr wird von Generation zu Generation immer auch eine gewisse Philosophie weitergegeben, wie man den Betrieb wirtschaftlich ausrichtet und wie mit den Ressourcen umzugehen ist.

Die zwei wichtigsten Aspekte, die mir mein Vater mir immer wieder eingetrichtert hat waren:

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Und: Wirtschafte und handele so, dass deine Enkel noch was davon haben.

Scheinbar zwei Widersprüche: Sich dem Zeitgeist anpassen und doch in Generationen denken. Wie wir diesen Spagat zu meistern versuchen, will ich kurz umreißen.

Bereits vor 30 Jahren haben wir unseren Betrieb auf biologischen Landbau umgestellt und gleichzeitig zusammen mit sieben anderen Landwirten die Direktvermarkterinitiative Beerenobstgemeinschaft Rhön/Vogelsberg gegründet. Zielsetzung war es, weg von dem Credo des immer größer und billiger zu gehen und sich eine wirtschaftlich sinnvolle Nische zu suchen. Für uns heißt das, dass wir auf über 55 Hektar Johannisbeeren, Holunderbeeren und -blüten und Aronia anbauen. Würden wir diese auf dem freien Markt verkaufen, wären wir in einem ähnlich ruinösen Wettkampf wie beispielsweise die Milchbauern.

Wir haben uns aber entschieden, unsere Ernte zu der nahegelegenen Kelterei zu bringen und zu mittlerweile über 30 verschiedenen Produkten wie Bio-Sirupe, Johannisbeerglühwein, Säfte und Liköre weiterzuverarbeiten und diese selbst zu vermarkten.

Da wir als kleine Familienbetriebe nicht über ein riesiges Werbebudget verfügen, sind wir bei vielen Festen und Events wie am Fuldaer Weihnachtsmarkt mit unseren Winterprodukten und bei Sommerfesten mit Cocktailständen vertreten, bei denen wir beispielsweise aus unseren Bio-Sirupen hausgemachte Limonaden und Cocktails mixen und so im direkten Kundenkontakt auf uns aufmerksam machen. Netter Nebeneffekt: Da wir auf gute Qualität achten und immer größeren Zulauf haben, ist das für uns eine durchaus wirtschaftlich interessante Art der Werbung.

Jetzt schreibe ich aber für den Verband deutscher Festwirte und für die Leser ist es natürlich weniger interessant, welche Direktvermarktungsideen Landwirte haben.

Die Schnittmenge zwischen Festwirten und Landwirten ist aber in Zeiten von Fridays for Future und einem gestiegenen Umweltbewusstsein größer, als man meinen sollte.

Das will ich anhand des von mir mit Freunden initiierten und organisierten Kurzfilmfestivals „Wiesenflimmern“ erläutern, das auf meiner Streuobstwiese stattfindet. Zielsetzung ist es zum einen, auf den gefährdeten Lebensraum Streuobstwiese (80% sind schon bei uns zerstört) aufmerksam zu machen. Das soll aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger geschehen, sondern vielmehr mit einem schönen Kulturevent und in einem angenehmen Ambiente. Von einem Teil des Erlöses wollten wir etwas Gutes zu tun, weshalb wir zusammen mit einer inklusiven Einrichtung eine neue Musterstreuobstwiese in der Stadt mit 15 Bäumen angelegt haben. Bei der Getränkekarte setzten wir dabei ausschließlich auf Kreationen aus unseren Produkten und anderer regionaler Anbieter.

Die Resonanz war hervorragend, so dass das Festival getragen durch Mundpropaganda und durch die kostenfreie Unterstützung unter anderem der Stadt Fulda, die sich das positive Image gerne zu Nutzen macht, auf wesentlich mehr Interesse stößt und der Rahmen dieses Jahr um ein Vielfaches größer ist.

Die Zeit ist einfach reif für Events, die die Trendthemen Naturschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität in den Fokus nehmen. Wenn man diese Aspekte in einem stimmigen Konzept vereint, ist es ein Leichtes, Partner zu finden, die die Veranstaltung in welcher Form auch immer unterstützen. Gleichzeitig erreicht man schnell eine hohe Aufmerksamkeit bei potentiellen Besuchern.

Und dieses Konzept passt hervorragend zu den zwei Tipps meines Vaters:

Wir gehen mit der Zeit und bedienen auf mehreren Ebenen den Wunsch der Besucher nach Nachhaltigkeit und Regionalität. Ich bin mir jedoch sicher, dass es sich bei diesem Trend nicht um eine Eintagsfliege handelt, wie man es beispielsweise mit Einhorngetränken erlebt hat, die es für zwei Saisons in vielen Geschäften zu kaufen gab. Vielmehr wollen die Menschen wieder verstärkt so konsumieren, dass auch die Enkel und Urenkel noch eine gute Lebensbasis haben. Und das langfristig.

Darauf sollten wir uns gemeinsam einstellen. Als Landwirte und als Festwirte.

Von Christoph Jestädt (www.wiesenflimmern.de)